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Mit der EU-Urheberrechtsreform droht uns eine Katastrophe

Am Samstag, den 24.11.2018 wird von 14 bis 15 Uhr auf dem Max-Joseph-Platz in München aus Protest gegen die geplante EU-Urheberrechtsreform das Internet symbolisch zu Grabe getragen. Wir setzen uns mit dieser Aktion für Blogger,  Kreative,  Künstler  und  Urheber  aus  ganz  Europa  ein,  denen die aktuell  anstehende  Urheberrechtsreform  der  EU  die  Existenzgrundlage zu entziehen droht.

Plattformen,  auf  denen Blogger,  Kreative,  Künstler  und  Urheber  bisher  ihre  Inhalte  bereitstellen  konnten,  werden durch  die  Umdefinierung  sämtlicher  Rechtsprinzipien  dazu  gezwungen,  alle  vorhandenen und  hochzuladenden  Texte,  Fotos,  Videos  oder  Audiodateien,  bereits  vor  der Veröffentlichung  einzeln zu prüfen und rechtlich  einzuordnen.

Unternehmen  werden für  alle  Rechtsverstöße,  die  Nutzer  auf  ihren  Plattformen  begehen,  haftbar  gemacht:

Während  nach  aktueller  Rechtslage  straffällig gewordene Personen direkt für  ihre  Vergehen  zur  Rechenschaft  gezogen werden,  sollen  Unternehmen  künftig auch für  die  Vergehen  ihrer Nutzer belangt  werden. Dies  führt  in der Konsequenz  dazu,  dass  alle  in  Europa  agierenden  Internetdienstleister lediglich die Veröffentlichung einer stark reduzierten Auswahl  von  geprüften Inhalten  in  Europa  zulassen  können, um  das  Risiko  von horrenden  Strafzahlungen  zu  umgehen.

Zudem  sehen  wir  das  Grundrecht  der  Pressefreiheit  bedroht.  Ein bereits  in  Spanien  massiv  gescheitertes, sogenanntes Leistungsschutzrecht soll  nun  europaweit eingeführt  werden.  Dadurch  wird  das  Zitatrecht  eingeschränkt.  Alle  Blogger,  Suchmaschinen  und  andere  Online-Dienste,  die auch  nur  einen  einzelnen  Cent  an  Einnahmen generieren (beispielsweise  über Spenden oder durch die Einblendung von Werbebannern),  sollen  für  verwendete Zitate  aus  Zeitungen  oder von Nachrichtenseiten bezahlen.  Die  jeweiligen  Presseverlage  haben  sowohl  die  Möglichkeit  eine Nutzungslizenz  kostenlos  anzubieten,  als  auch  Nutzungslizenzen  auszusetzen  oder  zu verwehren.  Damit  gewinnen  die  Verleger  zu  einem  großen  Teil  die  Meinungshoheit  im Internet.

 

Weiterhin  führt  die  Reform  zur  Zementierung  von  Knebelverträgen  und  unfairen Praktiken  großer  Medienkonzerne  und  der  Musikindustrie. So  wird  nun  bereits  in  der „Lizenzierung  [von  Werken]  eine  hinreichende  Rechtsgrundlage  für  […]  Verleger“(Artikel 12,  Absatz  1)  gesehen,  Ausgleichszahlungen  von  Künstlern  zu  verlangen; für  jegliche Einnahmen,  welche  sie  mit  ihren eigenen Werken  einspielen.  Auch  die  Tatsache,  dass  nach der  neuen  Rechtslage künftig die  Inhalte  der Künstler von den einzelnen  Plattformen   präsentiert werden  und  nicht  mehr  von den Kreativen selbst,  verschlimmert deren Situation, indem sie u.a. ihre Verhandlungsposition schwächt.

Auch  befürchten  wir  durch  die  Reform  massive  wirtschaftliche  Schäden  für  Start-ups und  kleine  und  mittelständische  Unternehmen  des  digitalen  Sektors. Nicht  nur  leiden  die  europäischen  Bürger  unter dem  aus  der  Reform  folgenden  stark  ausgedünnten  Angebot  im  Internet,  auch Unternehmen  haben  mit  den  absurden  Regelungen  der  EU-Urheberrechtsreform zu  kämpfen.  Soziale  Netzwerke,  Nachbarschaftsplattformen,  Anbieter  von  Cloud-Speicherplatz,  Onlineshops,  Forenbetreiber  und  viele  weitere  Dienste  können  ihre Angebote künftig nicht  mehr,  eingeschränkt,  oder  nur unter  erheblich  erschwerten  Bedingungen anbieten.  Der  Wirtschaftsraum  Europa  verliert  damit an  Wohlstand  und  Fortschritt. Innovationen werden  gebremst.

Deshalb fordern wir eine  sofortige, ersatzlose  Streichung  der  Artikel  11,  12  und  13,  oder  einen  sofortigen  Stopp  der  Verhandlungen  bei  Beibehaltung  der  aktuellen  Rechtslage.

„Die Pläne der EU sind eine große Gefahr für die freie Meinungsäußerung und auch das Grundrecht der Pressefreiheit sehe ich beschnitten. Außerdem zementieren sie die Macht großer Medienunternehmen zu Lasten kleiner Start-ups und mittelständischer Unternehmen“, erläutert Jonathan Babelotzky, politischer Geschäftsführer des Kreisverbands München der Piratenpartei. „Mit dem symbolischen zu Grabe tragen des Internets möchten wir auf die drastischen Auswirkungen der EU-Reform aufmerksam machen.“

Die Beerdigung des Internets wird dabei von verschiedenen YouTubern begleitet.

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