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Terrorwarnungen und Risiko-Analysen

Die Terrorwarnung für den Münchener Hauptbahnhof und den Pasinger Bahnhof in der Silversternacht hat sich wohl auf falsche Aussagen eines Geheimdienst-Informanten aus dem Irak gestützt, der seine Aussage gleich an mehrere westliche Geheimdienste verkauft hat. Bis heute verteidigen die Verantwortlichen die Entscheidung vom 31.12.2015, die beiden Bahnhöfe zu sperren. Doch war das überhaupt die korrekte Entscheidung?

Es ist nicht leicht, in kurzer Zeit auf entsprechende Meldungen zu reagieren. Das Problem besteht darin, die Wahrscheinlichkeit eines ungewöhnlichen Ereignisses einzuschätzen, bei dessen Eintreten große Gefahren drohen. Das ist ein allgemeines Problem solcher Entscheidungen, zuletzt bei den Absagen von Rosenmontagszügen, wie Jörg Kachelmann gut dargestellt hat.

Was jedoch fehlt, ist eine öffentliche und transparente Aufarbeitung der Vorgänge, die zu dieser Terrorwarnung geführt hat. Wie gut waren die Quellen für die Warnung? Hätte man die Hinweise einfach ignorieren können?

Einige Details der Warnung waren von Anfang an seltsam: Bislang waren die europäischen Ziele von islamistischen Terroristen immer Hauptstädte, wenn es sich nicht um jüdische Einrichtungen gehandelt hat. Insofern wäre Berlin das logische Ziel gewesen, nicht München.

Der Münchener Hauptbahnhof hätte als Ziel ausgewählt sein können, weil er im Herbst das Symbol für die deutsche Willkommenskultur gegenüber Geflüchteten war. Aber schon der Pasinger Bahnhof ist als Ziel unglaubwürdig, da er nur regionale Bedeutung hat, eine Symbolwirkung für ganz Europa kann davon gar nicht ausgehen.

Es sollte dabei nicht darum gehen, wer die Situation falsch eingeschätzt hat, sondern wie man in Zukunft eine solche Fehleinschätzung verhindern kann. Denn wenn auf jedes nicht überprüfbare Gerücht eine Terrorwarnung folgt, führten diese nicht zu mehr Sicherheit, weil die Menschen bei den ersten Warnungen verunsichert werden. Bei weiteren Warnungen reagieren alle irgendwann nur noch mit einem Schulterzucken. Panikmache durch Sicherheitsbehörden ist dabei fehl am Platz.

Gerade eine unaufgeregte Analyse kann zu einer besseren Einschätzung von Gefahren in der Bevölkerung insgesamt führen, möglicherweise stellt man dann im Konsens fest, dass bestimmte Sicherheitsmaßnahmen nicht zu mehr, sondern zu weniger Sicherheit führen.

PS: Dasselbe gilt auch für Warnung, die zur Absage des Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und den Niederlanden am 13.11.2015 in Hannover geführt hat.

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